2009/02/15

Berlinale Fieber 9: White Lightnin'

Das Vice Magazine macht jetzt auch Filme, und die haben natürlich, wie ein Typ, der mit mir im Kino saß, hellsichtig anmerkte, Vice-Look. ? Jedenfalls erinnert die Ästhetik der Ich-Erzählung teilweise an einen Videolog: immer wieder folgt ein langer Black nach einem Cut über die Edward Hogg (Jesco) in breitestem american irgendwas Akzent drüber erzählt. Das hat scroll-Ästhetik. Der Blick zurück in die Vergangenheit grisselt ein bisschen und dazwischen gibts dramatische Wald-Himmel- (die Wolken ziehen über die kahlen Bäume) Aufnahmen, über die ein Priester predigt - stimmungsvoll.
Die Story: Gewalt, Drogen, Musik/Mountain Dancing.
Jesco White wächst als Sohn des berühmten Appalachian Mountain Dancers D Ray White auf. Obwohl dieser alles versucht, und ihm schließlich auch das Tanzen beibringt, hat sein Sohn "etwas Böses" in sich - er fühlt sich zu schwach den Versuchungen zu widerstehen (jaja, diese biblische Ausdrucksweise ist Absicht)und schnüffelt sich mit Feuerzeugbenzin die Birne weg bevor er an härtere Sachen rankommt. Das Erziehungsheim, in dem er den Großteil seiner Jugend verbringt, machts nicht besser und als sein geliebter Vater ermordet wird, kommt er zwar aus dem Heim, macht Karriere als Tänzer und verliebt sich, der Abgrund ist aber immer präsent und schließlich bringt der Rachegedanke ihn total aus dem Gleichgewicht ...
Das ist Walk the Line, wenns schief gegangen wäre, oder Daniel Johnstons Teufel aus der Mittelschichten Popwelt ins White Trash Hinterland der Appalachen entlassen.
Jesco "The Dancing Outlaw" White gibts übrigens wirklich, und er ist in den USA so berühmt, dass er schon bei Roseanne auftreten durfte und zwei Dokumentarfilme über ihn gedreht wurden:



Dominic Murphy
(Regie, dekorierter Werbefilmer) und Shane Smith (Ko-Autor) haben einige Jahre an ihrem Baby gearbeitet, deren Grundidee auf einer Kurzgeschichte von Smith basiert, der die Dokumentation "The Dancing Outlaw" sah und fasziniert war. Eine ziemlich wichtige Rolle spielt im Film schließlich der Soundtrack; komponiert wurde er von Nick Zinner (Yeah Yeah Yeahs), besonders prägend sind aber die Songs von Hasil Adkins. Der war tatsächlich ein Nachbar von Jesco White und die Documentary über ihn (Teil 1 von 3), die es in drei Teilen auf Youtube zu bestaunen gibt, vermittelt einen ziemlich guten Eindruck, wie es wohl war, in der Welt von Jesco White aufzuwachsen. (Außerdem noch ein bisschen Black Rebel Motorcycle Club und ein Dolly Parton Song)

P.S.: Der Hauptdarsteller, Edward Hogg, sieht übrigens aus wie eine Mischung aus Jared Leto und Jude Law, auch wenn er gegen Ende des Films sehr an Charles Manson erinnert...
Mehr bei zoomer und auf der Website zum Film.
Eine richtige Kritik gibts hier.

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